Die Wortbildung als linguistische Disziplin. Gegenstandsbereich der Wortbildung.



Allgemeine Charakteristik der wichtigsten Begriffe der Wortbildungsleh­re

Die produktiven Verfahren zur Bereicherung des Wortbestandes einer Sprache sind: die Wortbildung, die Entlehnung und der Bedeutungswandel. Dabei ist die Wortbildung die wichtigste Quelle des Wortschatzausbaus der deutschen Sprache. Den Anteil der neuen Wörter und Neubedeutungen, die durch Wortbildung, Entlehnung und Bedeutungswandel entstanden sind, kann man ungefähr durch das Verhältnis andeuten - 75%: 15%: 10%.

Als Terminus hat die Wortbildung zwei Bedeutungen, sie bezeichnet: 1) einen der Wege der Wortschatzentwicklung (als Prozess und Resultat) und 2) die Lehre von der Wortstruktur oder die Analyse der fertigen Wortschatzstrukturen.

In der Wortbildung unterscheidet man zwei Aspekte: den prozessualen und den analytischen (statischen). Die diachrone Wortbildung ist mit dem prozessualen Aspekt verbünden (Produktivität / Unproduktivität der Wortbildungsstrukturen usw.), während für die synchrone Wortbildungslehre beide Aspekte gelten (Stepanova, Černyševa).

Die Wortbildungstheorie hat die folgenden Aufgaben zu lösen, die zu ihrem Gegenstandsbereich gehören):

1. Die Erfassung des Inventars der Wortbildungsmittel, deren Klassifizierung und Ordnung nach dem Grad der Produktivität.

2. Die Beschreibung der Regeln und Modelle, nach denen neue Wortbildungskonstruktionen (WBK) entstehen können und Erfassung der Bedingungen, unter denen sie tatsächlich gebildet oder verhindert werden.

3. Die Beschreibung des Metainventars, das zur Interpretation der
Wortbildungskonstruktionen eingesetzt werden kann.

4. Die Benutzung der Möglichkeiten sprachhistorischer Untersuchungen, um auch Prozesse der Idiomatisierung, Demotivierung und Lexikalisierung erklären zu können.

5. Die Untersuchungen zur kommunikativen Rolle der Wortbildungskonstruktionen, zu ihrer Stellung im lexikalisch-semantischen System der Sprache.

In der Reihe der Begriffe, die dem Betrachtungskreis der Wortbildungslehre angehören, sind vor allem drei zu nennen: 1) Wortbildungsmittel; Wortbildungsarten (-typen); 3) Wortbildungsmodelle.

l. Zu den Wortbildungsmitteln werden solche Begriffe wie Wortwurzel, Wortstamm, verschiedene Präfixe und Suffixe und historischer Lautwechsel (Ablaut, Umlaut, Brechung) gerechnet.

2. Die Wortbildungsarten sind die Hauptverfahren bei der Bildung neuer Wörter. Im Deutschen können die folgenden Wortbildungsarten unterschieden werden:

1. Zusammensetzung (Komposition)

2. Ableitung (Derivation)

3. Zusammenbildung

4. Kurzwortbildung (Abkürzung)

5. Konversion (Wortartwechsel)

6. Wortschöpfung (durch Lautnachahmung).

Innerhalb dieser Arten der Wortbildung haben sich bestimmte Wortbildungstypen, Muster oder Modelle herausgebildet, nach denen Wörter gebildet werden.

3. Als Wortbildungsmodell bezeichnet man eine stabile Struktur, die über eine verallgemeinerte lexikalisch-kategoriale Bedeutung verfügt und geeignet ist, mit verschiedenem lexikalischem Material (d.h. mit verschiedenen lexikalischen Stämmen) ausgefüllt zu werden (Stepanova, Černyševa).

Bei den Komposita (zusammengesetzten Wörtern) unterscheidet man z. B. die folgenden Wortbildungsmodelle:

1. Sl + S2 (mit oder ohne Fuge / Bindeelement): Haustür, Schrankwand, Tageslicht.

2. Adj + S: Grünkram, Kleinstadt, Kurzschluss, Fremdsprache.

3. Numerale + S: Elfmeter, Fünfkampf, Viereck.

4. Präposition + S: Nachteil, Vorteil, Umwelt, Mitmensch.

5. Verbalstamm + S: Schreibtisch, Lesebuch, Sprechstunde.


Дата добавления: 2015-12-21; просмотров: 40; Мы поможем в написании вашей работы!

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