Lexikologische und lexikografische Aspekte der Neologismenforschung



Die russische Sprachforscherin N.Z. Kotelova (Sankt Petersburg), die in den 70er Jahren des XX. Jhs. eine Datenbank der russischen Neologismen initiiert hat, verweist auf drei Merkmale der Neologismen:

1. die Zeit, in der sie aufgekommen sind;

2. ihr „Sprachraum“ (Sachbereich und Textverwendung);

3. ihre Zugehörigkeit zum Sprachsystem bzw. zur Rede. Daher terminologische Unterschiede: Neuwörter im Sprachsystem, Neologismen in der Kommunikation.

Zu den eigentlichen Neologismen (Neuwörtern) zählt E.V. Rozen die Wörter, die keine Vorgänger im deutschen Wortbestand hatten, vom Typ: Computer, Terminal. Dazu gehören viele Kunstwörter (Fantasienamen) aus der Werbesprache - Warenzeichen, Firmennamen, Kunststoffe, z. B.: das Tefal, das Teflon, das Dimafon (diktieren + Magnetofon); frühere, international bekannte Wörter: Cellophan, Lynotyp. Neuere verbreitete Bezeichnungen: Telex (teleprinter + exchange), Fax, Xerox (griech. xerox - trocken), Internet.

Die Tendenz zur Sprachökonomie zeigt sich in einer Flut von neologischen Abkürzungen.

In einem Jahrzehnt (1971-1979) kamen über 1500 neue Kurzwörter auf, die im Duden registriert wurden. Man nennt diesen Trend „Inflation durch Abkürzungen“.

Auffallend produktiv sind die international gültigen „Halbpräfixe“ Bio-, Euro-, Öko-, Pop-, Rock-.

Bei den Substantiven ist das suffixale Modell mit den Suffixen –ist, -loge, -ler, -ant, -er, -o, -i verbreitet: Visagist, Klimatologe, Protestler, Chemikant, Macher, Filipino, Israeli (Nationalität).

Die Neugebilde unter den Adjektiven kommen als Lehnwörter aus den Fremdsprachen und aus den deutschen Dialekten, Jargonismen und aus dem deutschen Argot: cool (übertr. high), link (gemein, hinterlistig: linker Typ (Betrüger, verlorener Mensch)). Es gibt eine ganze Reihe von Adjektiven auf -ig, -lich, -isch, -bar: trendig (modisch), poppig, flaschig (Ich bin im Fußball ziemlich f.), freakisch (Er sah f. aus: lange Haare, Parka, Stirnband, geflickte Jeans, Schlapphut), stressig, machbar, textbar.

Unter den Verben gibt es in den letzten Jahren eine geringe Zahl von Neologismen. Es sind vor allem angloamerikanische Lehnwörter (starten, parken, testen, joggen, mailen). Die verbalen Neologismen sind in der Regel Zusammensetzungen oder Ableitungen: raubkopieren, freipressen

Unter Interjektionen gibt es auch einige Neologismen: Hallöchen! (Hallo!), Chao!, Chin-Chin! (Prosit!).

Die Neubedeutungen (semantische Neologismen) entstehen dadurch, dass bestehende Wörter neue Sememe entwickeln. In diese Gruppe gehören die Substantive Konversion (Umstellung der militärischen Produktion auf die Herstellung von zivilen Konsumgütern), Maus (am Computer), medizinische Termini: Stress, Schock, Frustration (Frust), Allergie in allgemeinsprachlicher Bedeutung.

Die lexikalischen Innovationen aller Typen sind ein aktuelles Objekt der lexikografischen Darstellung. Maßgeblich für die deutsche Neologismenforschung ist „Das neue Trendwörter-Lexikon. Das Buch der neuen Wörter“ von Sebastian Loskant (Gütersloh; München, 1998). Auf 192 Seiten sind einige hundert Neologismen (sehr viele Angloamerikanismen) mit Erläuterungen aufgeführt, die sich auf aktuelle Themen beziehen: Computertechnik, Medien, Internet und Telekommunikation, Sozialpolitik, Wirtschaft, Wissenschaft, Mode, Fitness, Freizeit und Sport. Speziell werden die Wörter (und die Unwörter - die Idee von H.D. Schlosser) des Jahres behandelt. Auf der Liste der Wörter des Jahres 1997 finden wir unter anderen: Reformstau, Bildungsmisere, Klonschaf (Dolly), Jahrhundertflut, Paparazzi, Arbeitsgesellschaft.

 

 


Дата добавления: 2015-12-21; просмотров: 68; Мы поможем в написании вашей работы!

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